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Ah, the Cicerone by Swiss cultural historian Jacob Burckhardt. What a funny, Falstaffian little book! And frankly, I have never understood how exactly to read this book. More precise: I haven’t yet found my personal way to read this book. And I am pacing around my desk wondering what to do about it. Giovanni Morelli called the Cicerone a ›sort of guide‹, and he probably did not like the fact that it was not written by an Italian. Moreover: He did know only too well that this funny little book also served some travelling agents of National galleries, in their aim to get as much art out of Italy as possible. Otto Mündler, for example, Morelli’s mentor (http://www.inha.fr/fr/ressources/publications/dictionnaire-critique-des-historiens-de-l-art/mundler-otto.html), was on the Cicerone’s biggest fans. And later Wilhelm von Bode, who did provide several editions of it. But let’s keep it simple here. The Cicerone is a classic guidebook that was meant to teach you how to ›enjoy‹ the art of Italy. Therefore there must be a lot of infectious joy in there. Since it would not make sense to write such a book without the author enjoying himself what he teaches others to enjoy (see, by the way, this presentation here, on Burckhardt travelling: http://www.seybold.ch/Dietrich/JacobBurckhardt). And his instrument to teach, therefore, must be primarily: infectious joy. And since we are not travelling (but only pacing around the room) – let’s try to bring out that infectious joy here, as much as possible. Now, open, little book, and tell us what to do. And yes, it does open, by chance, with the section on Ancient female ›garment statues‹ (Gewandstatuen). This serves me well, since I know absolutely nothing about it. ›We need an erotics of art‹, Susan Sontag said. And this is it, this is exactly what the Cicerone is about. Welcome, reader, and enjoy.
Bei Anlass der Musen sind am besten diejenigen zahlreichen weiblichen Statuen zu besprechen, welche unter dem sehr allgemeinen Namen von Gewandstatuen zusammengefasst werden. Für eine kritische Aufzählung (worauf hier kein Anspruch gemacht wird) wäre es unerlässlich, zu ermitteln, welchen göttlichen oder menschlichen Gestalten die verschiedenen Gewandungstypen zukamen. Die Schwierigkeit einer solchen Forschung leuchtet ein, wenn man erwägt, dass weit die meisten dieser Statuen gefunden wurden ohne Hände und Attribute, auch kopflos oder mit solchen Köpfen, die ihnen schon im Alterthum willkürlich gegeben worden waren; dass endlich schon das Alterthum häufig vorhandene Göttertypen zu Porträtbildungen benützte. So viel ist immerhin gewiss, dass eine Anzahl von Motiven der Stellung und Gewandung, hauptsächlich aus der spätem Zeit der griechischen Kunst, ein canonisches Ansehen genossen und um ihrer Schönheit willen beständig wiederholt wurden. Hauptsächlich gewährte der Chor der Musen, in den verschiedenen Auffassungen, die wir nachweisen können, einen Vorrath der schönsten Vorbilder für die Drapierung von Bildnisfiguren, sodass beim einzelnen Torso schwer zu entscheiden sein wird, ob er für eine Musenstatue oder für ein als Muse stylisirtes Bildniss gearbeitet worden. Ausserdem sind unter der Masse der »Gewandstatuen« Stellungs- und Drapirungsmotive von Göttinnen, symbolischen Personificationen, Priesterinnen, Theilnehmerinnen an Festzügen, selbst eigentlichen Genrefiguren begriffen; manche Motive gehören auch ganz ursprünglich der porträtirenden Kunst an und geben ideal aufgefasste griechische und römische Trachten wieder. – Wenn aus dem ganzen Alterthum keine andern Kunstwerke erhalten wären, so würden schon diese Gewandtorsen (selbst die gering ausgeführten nach guten Motiven) uns den höchsten Begriff von der alten Kunst geben. Es ist keine ruhig-grossartige und keine einfach-liebliche Stellung des beseelten Weibes, welche hier nicht in und mit einer theils prächtigen, theils schlichten Gewandung ausgesprochen wäre. Haltung und Gewandung wären beide für sich schön, aber es ist der hohe Vorzug der antiken Kunst, dass sie ganz untrennbar zusammengedacht sind und nur mit einander existiren. Zu den reichsten Motiven gehört das schon bei den Musen vorkommende, auf verschiedene Attitüden angewandte: theilweise Aufhebung des Gegensatzes zwischen Ober- und Untergewand, vermöge Durchscheinens des letztern durch das erstere. Weit entfernt von der Künstelei, welche z.B. im vorigen Jahrhundert bei mehreren Bildhauern zum peinlichsten Streben nach Illusion führte, ist hier der Contrast des Feinern und des Derbern und das Übereinander der Faltung zwar mit der höchsten Kunst, aber ohne alle falsche Bravour behandelt; man sieht (wenigstens bei den bessern Exemplaren) immer, dass es dem Künstler vor Allem um die Hauptsache, um das schöne und sprechende Hervortreten der Gestalt im Gewande zu thun war und dass er jene Zierlichkeiten nur als Mittel zum Zwecke brauchte.
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Eine wunderbare und räthselhafte (römische?) Figur, die sog. Pudicitia, mag hier zuerst genannt werden. Sie fasst mit der rechten Hand in der Nähe des Halses den Schleier, dessen Ende über den nach rechts hinübergelegten linken Arm herabfällt. Will sie sich verschleiern oder hat sie sich eben entschleiert? – Das Auge bleibt in einer angenehmen Ungewissheit. Das Zurücktreten der rechten Schulter1, die Stellung der Füsse tragen mit zu diesem reizvollen Eindruck bei. (Das schönste Exemplar im Braccio nuovo des Vaticans, ein geringeres im Hof des Belvedere; andere überall.)
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1) Welches ja nicht etwa als Nachbildung eines zufällig schmalschultrigen weiblichen Individuums aufzufassen ist.
(Pictures: Sailko (Vatican; modern pictures); bg picture above: G. Dall’Orto (Istanbul))
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(Picture: John Harrison/pinterest.com (Florenz))
Unter den übrigen zahlreichen Motiven, wovon immer eines reizender und sprechender ist als das andere, nennen wir beispielshalber dasjenige, wobei der Überschlag des Obergewandes erst über die Brust, dann über die Schulter geschwungen und von hinten hervor unter den Arm geklemmt wird (Seite 461, c). Von vielen Beispielen eines der schönsten: die als Euterpe restaurirte Gestalt in der Galeria delle statue des Vaticans.
(Picture: arachne.uni-koeln.de)
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Wieder eine besondere Aufgabe ist in der verhüllten Gefässträgerin (Museo capitolino, Zimmer des sterbenden Fechters) gelöst, die man für Pandora oder Psyche mit der Büchse, für Tuccia mit dem Sieb u.s.w., mit dem meisten Recht aber als Trägerin eines Heiligthums in einem Festzuge erklärt hat. Für uns ist diese nur flüchtig gearbeitete Statue ein jedenfalls sehr schöner Versuch mehr, ein neues Motiv von Haltung und Gebärde in feierlicher Gewandung auszudrücken. Allerdings zieht in demselben Raum die sog. Flora am schnellsten die Blicke auf sich, eine schöne Römerin, mit einem Kranz um das Haupt; über dem feinen Unterkleid ein eigenthümliches Obergewand, welches wahrscheinlich dem äussern Effect zu Liebe so gebildet ist: mit sehr weiter oberer Öffnung, sodass es bei jeder Bewegung auf beide Arme herabfallen müsste; von einem schweren Stoffe, welcher so tiefe, schattige »Augen« bildet, wie sie sonst kaum an einem antiken Gewände vorkommen; im Ganzen macht sich der Eindruck wie von einem schön drapirten Modell geltend. Den männlichen Togafiguren stehen am meisten parallel eine Anzahl mächtiger Gestalten von betenden oder opfernden Frauen (Orantinnen). Weniger wegen der Ausführung als wegen der vollständigen Erhaltung nennen wir hier die eherne sog. Pietas des Museums von Neapel (grosse Bronzen). Das Untergewand tritt sehr bescheiden zurück; weit die Hauptsache ist der gewaltige Mantel, welcher die ganze Figur sammt dem Haupte umwallt. Von den ausgestreckten Armen klemmt der linke mit dem Ellbogen die beiden Hauptenden zusammen, welche hierauf in zwei Zipfeln unterhalb des linken Knies auslaufen; ein drittes Ende, dessen innerer Umschlag schön über die Brust hinläuft, fliesst dann über den linken Arm hinunter. – An Marmorexemplaren ist bisweilen die Arbeit besser, das Motiv aber der Verstümmelungen wegen unverständlicher. – Gut erhalten, bis auf die Hände (deren jetzige Restauration allerdings die Orantin nicht mehr erkennen lässt) und die Gewandenden rechts vom Beschauer, erscheint eine Marmorfigur dieser Art in derselben Sammlung (Halle des Tiberius), welche man unbedingt den herrlichsten römischen Gewandstatuen beizählen darf. Die bronzene Pietas würde daneben ins tiefe Dunkel zurücktreten.
(Pictures above: Sailko; Jastrow; flickr.com; small picture below: ChrisO (Monte Calvo))
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Sehr häufig kommt dasjenige Motiv vor, welches unter den Musen vorzüglich der Polyhymnia eigen ist: das Obergewand verhüllt bereits die linke Seite und den linken Arm, so dass von der Hand nichts oder nur Fingerspitzen sichtbar sind; hinten herumgeschlagen, soll es mit der erhobenen Rechten eben noch einmal über die linke Schulter gelegt werden. (Schön an zwei Statuen junger Römerinnen, vielleicht von der Familie des Balbus, im Museum von Neapel, erster Gang, und an einer Kaiserin, dritter Gang.) – Auch an der sog. Iphigenia, welche in der Kirche S. Corona zu Vicenza neben dem 5. Altar links sich befindet. – Die florentinische Priesterin (Uffizien, Halle der Inschriften) ist wiederum eigenthümlich reizend verhüllt; aus dem weiten Obergewande, welches die ganze Gestalt umgiebt, sieht nur die Linke (mit der restaurirten Schale) heraus; die Brüste und der untergeschlagene rechte Arm sind im Gewände vorzüglich edel ausgedrückt. – Eine köstliche Priesterin findet sich auch unter den halblebensgrossen Statuen in einem der hintern Säle der Galerie des Pal. Pitti. (Mit den Wandfresken des Pietro da Cortona.) Das Untergewand wird als Hauptausdruck der Stellung behandelt in drei sitzenden Statuen aus der früheren Kaiserzeit, welche man für Bildnisse theils der ältern, theils der jungem Agrippina erklärt. (Museo capitolino, Zimmer der Kaiser; Villa Albani, untere Halle des Palastes; wozu als Ergänzung die bejahrte Sitzende mit verschlungenen Händen gehört, Museum von Neapel, dritter Gang.) Wenn es nun misslich bleibt, physiognomisch Partei zu nehmen für Bilder, welche entweder eine der tugendhaftesten oder eine der lasterhaftesten Römerinnen darstellen — und beide Taufen sind unsicher! — so haben wir doch jedenfalls denjenigen allgemeinen Typus vor uns, in welchem sich die grossen Damen des Tacitus und Juvenal mit Vorliebe abbilden liessen. Das bequeme Auflehnen auf den Sessel, die schöne Entwicklung der schönen Glieder, die sich dabei ergiebt, mussten dieses Motiv sehr in Gunst setzen2. Freilich scheinen diese Statuen nur gut, bis man die sitzenden Frauen der parthenonischen Giebel (Abgüsse im Lateran und anderswo) damit vergleicht. Mit welch anderm Lebensgefühl fliessen hier die leichten Gewänder über die göttlichen Gestalten!
(Picture: gottwein.de)
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2) Diesen Agrippinenstatuen gleichen im Motiv zwei unbekannte Römerinnen der Uffizien zu Florenz (Anfang des ersten Ganges), beide von untergeordneter Arbeit.
(Picture: Anthony M./helena; alinariarchives.it)
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Eine sehr eigenthümlich und gut gedachte sitzende Spätrömerin müssen wir indess hier noch erwähnen. Man sieht in der obern Galerie des capitolinischen Museums eine ganz eingehüllte Gestalt, mit der verhüllten Rechten das Gewand an das Kinn ziehend, die offene Linke unterschlagend. Die Statue soll Julia Mäsa vorstellen (http://en.wikipedia.org/wiki/Julia_Maesa), die Grossmutter der ungleichen Vettern Elagabal und Alexander Severus. Über dem Ausdruck tiefen Sinnens in Haupt und Stellung vergisst der Beschauer gerne die nur mittelmässige Ausführung.
Ebenfalls Kaiserinnen scheinen dargestellt in den sog. Vestalinnen der Loggia de’ Lanzi in Florenz. Vier derselben (von der offenen Seite des Gebäudes an gerechnet 2, 4, 5 und 6) zeigen das grandiose Motiv eines Obermantels, der von der rechten Schulter schief herab gegen das linke Knie, und mit seinem aufgenommenen Ende über den linken Arm geht; darunter das ärmellose Brustkleid und das an den Hüften aufgenommene Unterkleid, dessen Bauschen wieder auf die Schenkel herabfallen. Die Stellung ist in jeder dieser colossalen Figuren besonders nuancirt, die Behandlung für die wahrscheinlich späte Zeit vorzüglich. Auch die einfache griechische Idealgewandung wurde um ihrer Schönheit willen noch lange, und nicht bloss bei Göttinnen, reproducirt. Es ist ein schlichtes langes Kleid, über den Hüften meist so gegürtet, dass etwas herabhängende Bauschen über dem Gürtel entstehen; dann ein Oberkleid, auf den Schultern geheftet und zu beiden Seiten offen oder nur wenig geschlossen, vorn herabhängend bis in die Nähe des Gürtels, auf den Seiten etwas länger. Fünf eherne Statuen im Museum von Neapel (grosse Bronzen), nicht sehr alt, aber alterthümlich, stellen diesen Typus mit verschiedenen Attitüden verbunden dar; man glaubt sie als Schauspielerinnen erklären zu dürfen. Die Arbeit erhebt sich nicht über die rohe Decoration (Spuren von Bemalung.) Eine ähnliche Marmorfigur z. B. im Vorsaal der Villa Ludovisi zu Rom. Die gänzliche Einhüllung der Gestalt in ein Gewand wurde ebenfalls nicht selten dargestellt; alterthümlich streng z. B. in zwei Statuen mit Bildnisköpfen, im untern Gang des Museo capitolino. In der Galerie zu Parma sind von den Gewandfiguren weit die besten N. 10, mit dem Motiv der sog. Polyhymnia, sehr verstümmelt, und N. 7, sog. ältere Agrippina, mit der Linken das Gewand aufnehmend. Eine grosse Anzahl schöner Motive müssen wir übergehen um der Kürze willen. (Von den weniger bekannten Sammlungen muss hier, wegen mehrerer guter Gewandstatuen, das Casino der Villa Pamfili bei Rom genannt werden; sonst verweisen wir noch auf den zweiten Gang des Museums von Neapel und auf den Braccio nuovo des Vaticans.)
(Source: Jacob Burckhardt, Cicerone, Neudruck der ersten Auflage, 1907; text slightly modernized; pictures above: Lalupa; Jastrow; bg picture: G.Lanting)
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1) Welches ja nicht etwa als Nachbildung eines zufällig schmalschultrigen weiblichen Individuums aufzufassen ist.
(Pictures: Carlo Dapino/it.123rf.com; bg picture: Sailko)
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(Picture: islamic-myths.com)
(Picture: santacroceinflorence.files.wordpress.com)
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